Zwischenstand: Sternenmusik im Generationenhaus

Veröffentlicht am MovINg Music

Michael Zlanabitnig über seine Erfahrungen mit MovINg Music

Nun durfte ich mit MovINg Music - Musik bewegt bereits zum 4. Mal einen wunderbaren Vormittag zusammen mit den Vorschulkindern und den Seniorinnen und Senioren des "Generationenhauses" im Malteserstift St. Maximilian Kolbe in Wilhelmsburg erleben. Zauberhaft ist diese Begegnung jedes Mal: ein Strahlen liegt in der Luft, wenn die Kinder gegen 10h zum Gemeinschaftsraum gleich neben dem Eingang im Malteserhaus hereinspaziert kommen, an dem man sie kurz zuvor durch die großen Fenster schon im Gänsemarsch hat vorbei marschieren sehen. Drinnen warten im Kreis die Bewohner auf sie, die Vorfreude ist spürbar: ein besonderer Moment jeden Montag vormittag. 

Alle 2 Wochen wird aus dieser Begegnung MovINg Music : Dann geselle ich mich mit wechselnden Musikern der Symphoniker Hamburg dazu - bisher haben uns die Akademisten Yi-Yun Chang (Viola), Freya Linea Obijon (Oboe), Ting-Shuo Chang (Violine), Guillem Borràs Garriga (Fagott) und Andrea Mereu (Cello) mit ihren spannenden Instrumenten und ihrer Musik besucht und beglückt. Mit mir am Klavier ist das zusammen fast schon ein kleines MovINg Orchestra.

Die Kinder platzieren sich in der Mitte des Raums auf Kissen im Kreis, in einem äußeren Kreis sitzen die alten Menschen, dazwischen die Musiker: bunter, lebendiger und gleichzeitig unterschiedlicher könnte die Gruppe nicht sein. Nun kann es endlich losgehen. "Hallo, Hallo, schön dass DU da bist!" schallt und singt und winkt es sogleich im Anfangsritual durch den Raum - die Freude ist ansteckend, denn sie ist echt.

Viel zu schnell geht die Stunde vorbei. Gefüllt mit unseren Liedern und der Musik, die die Musiker mitgebracht haben: Melodien aus aller Welt und auch aus allen Zeiten. Die Kinder sitzen mit geschlossenen Augen da, während sie einer melancholischen Melodie aus Schumann’s "Album für die Jugend" lauschen, heute gespielt von Oboe&Fagott. Eine Schule des Hörens : "Welche Bilder seht ihr, wenn ihr diese Musik hört?" fragt die Gruppenleiterin Ingrid Stegmann, die die wunderbare Idee zum "Generationenhaus" hatte - ein Junge sieht "einen Wald, in dem es schneit", ein Mädchen antwortet: "Ich hab 'nen Adlerschatten gesehen, der hat die Sonne überdeckt." Diese Fantasie ist im wahrsten Sinne geflügelt und beflügelnd. Das Zusammensein von Jung&Alt: ein Glücksfall für alle Beteiligten. Unsere MovINg Music Treffpunkte halten, was der Name verspricht und was zu hoffen war: sie sind bewegt und auch jedes Mal bewegend.

Gerne würden wir Fotos zeigen, die diesen Menschen und Momenten auch Gesicht&Farbe geben. Doch müssen wir mit Bedacht und Respekt vorgehen, denn wir haben es mit sehr jungen und teils sehr alten Menschen zu tun, die besonders schutzbedürftig sind - zum Glück gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Persönlichkeitsrechte von allen Menschen schützen. Denn auch das ist MovINg Music : oftmals zerbrechlich und intim, genau wie die Musik selbst. Deswegen verzichten wir an dieser Stelle auf Abbildungen von Personen und überlassen die Vorstellung der Fantasie unserer Leser.

Ting-Shuo hat auf seiner Violine eine Szene aus Vivaldi’s "Vier Jahreszeiten" mitgebracht, einer der Senioren summt die berühmte Melodie gedankenverloren mit. Im Laufe unserer Begegnungen soll ein kleines Singspiel entstehen, dass sich um Frühling, Sommer, Herbst und Winter dreht. Man darf gespannt sein! Zum Abschluss erklingt das "Sternenlied", das die Kinder neulich einstudiert haben - die alten Menschen stimmen mit ein und wir Musiker spielen einfach mit. Musik könnte nicht echter sein. Und so endet die Stunde, wie sie begonnen hat: Mit einem großen Strahlen, das alle mit in den Tag nehmen.