Streichquartett Nr. 4 C-Dur Sz 91

1928 komponierte Béla Bartók sein viertes Streichquartett – für das Pro Arte Quartett aus Brüssel. Mit Bewertungen des Äußeren – und, Gott bewahre, mit der Übertragung von physiognomischen Urteilen auf ein musikalisches Werk – muss man heutzutage vorsichtig sein. Aber was der britische Journalist Frank Whitaker nach einem Treffen mit Bartók fast genau zur Entstehungszeit des Quartetts Nr. 4 als Eindruck über das Äußere Bartóks schreibt, das kann auf seltsam passende Weise auch für dessen Musik gelten. Für eine Musik, die an manchen Stellen ins Metallische wechselt, die durch Spieltechniken und Klangeffekte neue Erfahrungswelten aufschließt, die auf dem Streichquartett-Gebiet bis dato als noch einigermaßen unentdeckt galten. Zugleich ist dieses Werk ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Tradition – man höre die vielen imitatorischen Verschränkungen, die Fugati, die Mini-Kanons – und eben jene Moderne Bartóks völlig verbunden, kreativ vereinbart und herrlich hörenswert Hand in Hand gehen können. Whitaker schreibt also: »In geistiger wie in physischer Hinsicht vereinigt Bartók in sich Widersprüche. Seine raue, stark rhythmisierte Musik vermittelt den Eindruck, dass er ein großer, mächtiger Mann ist. Aber ganz im Gegenteil: Er ist zierlich und schlank; seine Hände und Füße sind beinahe so zart wie die einer Frau, und seine Gesichtszüge wirken so asketisch wie die von Lord Darling, dem er überhaupt frappierend ähnlichsieht. Auf dem Podium am Flügel sitzend, wirbelt er voller Ungestüm durch seinen Part; zu Hause ist er die Liebenswürdigkeit selbst – wachsam, aber nicht angriffslustig, er legt Wert auf Genauigkeit, ohne dabei pedantisch zu wirken.«

Béla Bartók
Béla Bartók

Historie

28.11.2021 - Tauwetter

Laeiszquartett, Li Li (Violoncello)

Werke von Bartók, Vrebalov und Schubert

23.06.2022 - Kovacevich & Papavrami

Stephen Kovacevich, Tedi Papavrami, Adrian Iliescu, Satoko Koike, Bruno Merse, Li Li

Werke von Debussy, Beethoven, Bach und Bartók