Partita Nr. 2 c-Moll BWV 826

Johann Sebastian Bachs Partiten, diese vielfältigen »Gemüths-Ergoetzungen«, waren schon zu seinen Lebzeiten eine Sensation. 1731 fasste er die sechs Kompositionen zusammen und veröffentlichte sie als »Clavir-Übung«, als Opus 1. Bei Veröffentlichung war der Komponist bereits über 40 Jahre alt. Die sechs Partiten waren für ihn aber von größter Bedeutung, denn sie gehören zu den ersten Werken, die er im Druck veröffentlichte. (Meist wurden seine Partituren nur als handschriftliche Kopien verbreitet.) Bei den Partiten war er sich darüber bewusst, dass er hier ein Niveau erreicht hatte, welches ihm erlaubte, das geschäftliche Risiko der Herausgabe im Eigenverlag einzugehen. Die mal melancholische, mal leidenschaftliche Tanz-Suite der Partita Nummer zwei komponierte der musikalische Geschichtenerzähler 1726. Zu diesem Zeitpunkt war Bach Kantor und Director musices der Hauptkirchen von Leipzig. Bis 1731 veröffentlichte er jeweils eine Partita pro Jahr.

Seit dem 17. Jahrhundert wird die Bezeichnung »Partita« allgemein für Instrumentalstücke oder für Satzfolgen im Sinne einer Suite mit Tanzsätzen verwendet. Die von Bach komponierten Partiten folgen grundsätzlich der in der französischen Barockmusik initiierten Satzfolge, fügen dieser aber meist zusätzliche Tänze vor der Gigue oder der Sarabande ein oder ersetzen diese durch andere Tänze. Besonders auffällig ist die große Bandbreite der Einleitungssätze; alle gängigen Typen kommen dabei vor: von Praeludium (erste Partita) über Sinfonia (zweite Partita) bis hin zur Toccata (sechste Partita). Ausdrücklich forderte Bach, dass seine »Clavir-Übungen« den Liebhabern des Klavierspiels zur oben erwähnten »Gemüths-Ergoetzung« gereichten. Technisch und musikalisch sollten sich hier klavierspielende Laien an einem Lehrwerk schulen, das Geschichte geschrieben hat. Er schuf hier auf der Grundlage dieser Tradition einen Höhe- und gleichzeitig einen Schlusspunkt. Nie zuvor sind Suiten mit solcher Intensität und kreativem Reichtum behandelt worden.
Die zweite Partita nimmt übrigens eine Sonderstellung ein: Sie ist als einzige mit sechs Sätzen ausgestattet. Die üblichen Suite-Sätze erweiterte oder ersetzte Bach mit einer festlichen Sinfonia, in welcher er mit der Idee der Orchestrierung experimentierte, mit einem Rondeaux und einem Capriccio. In diesen beiden Schlusssätzen entfernte sich Bach besonders weit vom Prototyp der Tänze und veredelte sie, indem er aus ihnen Charaktersätze formte.
Johann Sebastian Bach
Johann Sebastian Bach

Historie

24.06.2019 - Große Geschichtenerzähler

Martha Argerich, Annie Dutoit, Luigi Maio, Charles Dutoit, Chantal Juillet, Rafael da Cunha, Elmar Hönig, Christian Ganzhorn, Manuel Mischel, Mateusz Dwulecki, Andreas Suworow, Denis Untila, Yuki Kishimoto