Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83

Auch Johannes Brahms frönte der Italiensehnsucht – aus ihr reifte sein 2. Klavierkonzert. Der Hamburger beendete seine Arbeit an dem gewichtigem, rund 50 Minuten langem Konzert 1881, kurz nach der Rückkehr von seiner zweiten Italienreise. Glaubt man seinem Freund Max Kalbeck, flogen dem Komponisten die Ideen einmal jährlich nur so zu: »Am Vorabende seines Geburtstages, den die Muse selten vorübergehen ließ, ohne ihren Liebling zu bedenken, überraschte sie ihn mit den Themen zu einem neuen Klavierkonzert.« Doch Brahms erläuterte selbst: »Es gibt kein Schaffen ohne harte Arbeit. Was man eine Erfindung nennt, ist eine musikalische Idee, ist zunächst ein Einfall, etwas, wofür ich nicht verantwortlich bin, woran ich kein Verdienst habe.«

Das Allegro non troppo eröffnet ungewohnt mit einer Art Prolog, einem einfachen, ohne Begleitung vorgetragenen Hornthema. Der Musikkritiker Eduard Hanslick, der das Konzert mit einigem Recht eine »viersätzigen Symphonie mit obligatem Klavier« nannte, schrieb über diesen Gedanken, er entwickele »einen ungeahnten Reichtum, nicht etwa nach den trockenen Rezepten einer schulmäßigen Kunst, sondern im lebendigen Blühen und Wachsen«. Erst nach einer Solokadenz folgt die Orchesterexposition mit ihren zwei kontrastierenden Themen. Mit mächtiger Geste setzt sodann das Klavier ein, dessen Exposition in dramatisch-virtuosen Passagen kulminiert. Im Gegensatz zum ersten Satz ergreift das Klavier im energischen Allegro appassionato mit mächtigen Dreiklängen die Initiative. Zu den dunklen Farben des Hauptthemas bildet der wehmütige, unisono von den hohen Streichern präsentierte Seitengedanke einen Kontrast. Im Trio erscheint ein choralartiges Thema, dessen erhabene Wirkung Trompeten und ein monumentaler Paukenwirbel noch verstärken. Dazu schattenhaft-schnelle Doppeloktaven im Klavier. Als eine Art zweites Soloinstrument tritt im liedhaften Andante das Violoncello in Erscheinung. Der lyrische Ton des zurückgenommen Streichersatzes schafft eine Art Gegenwelt zu den kraftvollen Klängen des Scherzos. Das Hauptthema kennt man aus dem (später von Brahms komponierten) Lied »Immer leiser wird mein Schlummern«. Der wirkungsvolle, beschwingte Tonfall des Finales beruht auf dem südosteuropäischen Charakter seiner Themen, die durch häufige Synkopierungen, Punktierungen und Triolenpassagen geprägt sind. Das Klavier trumpft niemals auf, sondern besticht durch solistische Brillanz und mediterran perlende Eleganz.
Johannes Brahms
Johannes Brahms

Historie

06.02.2018 - Der Norden träumt vom Süden

Stefan Soltész Dirigent

Die Pianisten-Legende Gerhard Oppitz spielt  Brahms' zweites Klavierkonzert.

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