Dass symphonische Musik keineswegs einem Elfenbeinturm entstammt, zeigt uns die überwältigend abgründige Musik des vergangenen Jahrhunderts. Das zweite Konzert des Laeiszhallen-Residenzorchesters in der Elbphilharmonie unter Chefdirigent Jeffrey Tate verspricht einen kunstvollen Blick zurück in die wechselvolle Historie. Elgars 2. Symphonie des Jahres 1911 beginnt im Gegensatz zu seiner Ersten überschwänglich und endet zartresignierend. Im Todesjahr Gustav Mahlers schuf der Brite einen Ausblick auf den Ersten Weltkrieg: „Und eine Handvoll Staub mein Herz“, lautet eine Gedichtzeile, über der er den wilden dritten Satz ausformte. Einen Weltkrieg später konnte sich der gebürtige Wiener Erich Wolfgang Korngold beinahe nur auf die Arbeit an Filmmusik einlassen. Ein einziges Violinkonzert schuf der 1938 in die USA emigrierte Jude während der gesamten Kriegsjahre. Von Jascha Heifetz umjubelt uraufgeführt, wirkte dieses nach Kriegsende allerdings wie eine Befreiung: wie aus Trümmern und Staub erwachsene Musik.