Schon lange vor den Krisen der letzten Jahre haben wir Symphoniker Hamburg uns Räume zum Nachdenken genommen. Mittlerweile können wir uns kaum noch vorstellen, Musik zu machen, ohne die Hintergründe und die gesellschaftlichen Folgen unserer Arbeit immer wieder zu hinterfragen. Gerade in der aktuellen Zeit erscheint uns diese Art der Reflexion besonders wichtig. Wir verstehen uns als denkendes Orchester und sind davon überzeugt, dass es eben einen Unterschied macht, ob man Konzerte einfach »so wie immer« spielt – oder ob man sich diese Fragen stellt.
Als Orchester für alle Hamburgerinnen und Hamburger verstehen wir uns seit unserer Gründung vor 63 Jahren. Mit Konzerten auf höchstem Niveau sind die Symphoniker Hamburg in den vergangenen Jahrzehnten zu einem essenziellen Bestandteil des städtischen Musiklebens geworden. Dieser Anspruch zeigt #sich in durchdachten Programmen und der gezielten Auswahl von Solistinnen und Solisten und langfristigen künstlerischen Partnerinnen und Partnern wie etwa Martha Argerich. An der Spitze unseres Orchesters steht seit 2018 der weltweit gefeierte Opern- und Konzertdirigent Sylvain Cambreling, der als Chefdirigent die Nachfolge von Sir Jeffrey Tate antrat und für seine mitreißenden, ideen- und farbenreichen Aufführungen international höchste Anerkennung erfährt.
Unsere Heimat war schon immer die traditionsreiche Laeiszhalle. Seit der Eröffnung der Elbphilharmonie lautet unser Name »Symphoniker Hamburg – Laeiszhalle Orchester«. In dem seit mehr als 100 Jahren bewährten und von sämtlichen Spitzenmusikern der Welt bespielten Traditionshaus am Johannes-Brahms-Platz gestalten wir im Großen und Kleinen Saal mehrere große Abonnementreihen und Sonderkonzerte, Film- und Kammerkonzerte.
Für Opern-Aufführungen in der Staatsoper oder in der Hochschule für Musik und Theater sowie für sommerliche Open-Air-Konzerte im Innenhof des Rathauses und Gastspiele verlassen wir regelmäßig unseren Residenzort. Zudem sind wir mit unserem breit gefächerten Educationangebot in der ganzen Stadt präsent, und auf nationalen und internationalen Tourneen tragen wir den Klang Hamburgs in die Welt. Im Juni 2024 veranstalten wir bereits zum sechsten Mal das Martha Argerich Festival in der Laeiszhalle.
Wir Symphoniker wünschen uns Gesprächssituationen aller Art und wirken gezielt darauf hin. Wir suchen Austausch und Reibung, wollen uns in politischen Debatten Gehör verschaffen. Und vor allem: Wir glauben nicht daran, dass der Orchesterbetrieb noch immer genauso wie vor 150 Jahren sein muss. Klassische Musik kann ebenso aussagekräftig sein wie ein Theaterstück. Warum nur verstehen sich viele Orchester und Konzerthäuser auf der ganzen Welt als völlig unabhängige Institutionen – während Theater, Museen und Opernhäuser den gesellschaftlichen Diskurs prägen und politische Aussagen evozieren? Diese Frage bohrt und zehrt. Fusionen und Sparpläne bedrohen die einzigartige Orchesterlandschaft Deutschlands. Zwar steigen die Zuschauerzahlen der Symphoniker Hamburg seit Jahren stetig und deutlich. Doch die nötige Reform geht alle etwas an. Warum also beherrscht ein kollektives Zögern die Branche? Sicher sind wir nicht das einzige Orchester, das darüber nachdenkt. Wir tun dies aber vielleicht am konsequentesten: Sollte am Ende dieses Denkprozesses die radikale Schlussfolgerung stehen, alles müsse komplett neu gedacht werden, könnte eine bislang unbekannte Grenzöffnung den gesamten, in Tradition ergrauten Konzertbetrieb zu völlig neuem Leben erwecken. Doch wie finden wir dies heraus? Denken (auch Vordenken) reicht nicht. Wir handeln. Auf Initiative der Symphoniker Hamburg entstand 2017 das neue und historisch einmalige Bundesförderprogramm »Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland«, mit dem zahlreiche Orchester bundesweit unterstützt werden.
2017–2019 und 2022–2023 lief mit dieser Unterstützung unser Projekt »ThinkINg Orchestra«. Innerhalb dieser Agenda hatten alle Aktivitäten – etwa unsere Europäische Orchesterakademie, unser neues Magazin »Sym,«, unsere Vorträge, unsere Workshops, unsere diskursiven Filmprojekte und unsere Konzerte am Stadtrand – eine Grenzöffnung, Ausweitung, Infragestellung des Konzertbetriebs zum Ziel.
Denken Sie mit! Wir freuen uns auf Sie!
The Hamburg Symphony Orchestra has been an orchestra for the people of Hamburg since it was founded in 1957. The home of the concert orchestra has always been the Laeiszhalle, a venue steeped in tradition. Since the opening of the Elbphilharmonie it has been called »Symphoniker Hamburg – Laeiszhalle Orchester« (English: »Hamburg Symphony Orchestra – Laeiszhalle Orchestra«).
Here the Symphony Orchestra and its artistic director Daniel Kühnel create popular subscription programmes and special concerts including silent films with live film music. Highlights of the year include regular opera performances at the State Opera House or at the Academy of Music, as well as open-air summer concerts in the Town Hall courtyard. Since the 2018/2019 season, the orchestra has been led by the world-renowned opera and concert conductor Sylvain Cambreling, who succeeded Sir Jeffrey Tate, who passed away in June 2017, and who has received considerable international acclaim for his rousing, imaginative, and colourful performances.
With concerts of the highest standard, the Hamburg Symphony Orchestra has become an essential part of the city's musical life in recent decades. This claim is reflected in well thought-out programmes and the targeted selection of soloists and long-term artistic partners such as Martha Argerich. The symphonists see themselves as a »thinking orchestra« and, together with all the other players in the Hamburg music world, want to give their city its own musical voice. With a wide range of educational opportunities, they are present throughout the city and bring the sound of Hamburg to the world on national and international tours. The first Martha Argerich Festival of the Hamburg Symphony Orchestra took place in June 2018 and in June 2024 the sixth edition of the festival will be held.