Brad Mehldau

Pianist

Brad Mehldau


Während der Pianist und Komponist Brad Mehldau in diesem Frühjahr in den Niederlanden daheim Schutz suchte, schrieb er 12 Songs über seine Erlebnisse während der COVID-19 Pandemie. In einem Studio in Amsterdam bot sich die Möglichkeit, sie zusammen mit Interpretationen drei weiterer Stücke, die ihm viel bedeuten, ohne Risiko vor einer Infektion aufzunehmen. Das dabei entstandene, neue Solo-Album „Suite: April 2020“ erscheint am heutigen Freitag, 12. Juni 2020, um 16 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, zunächst als Limited Edition-Deluxe-Vinyl-LP. 1000 signierte und nummerierte Exemplare sind für 100 Dollar pro Stück exklusiv über den Nonesuch Store, Bandcamp und Discogs erhältlich. Mindestens 90 Dollar jedes verkauften Exemplars werden, nach entrichteten Vertriebsgebühren, dem „Jazz Foundation Of America's COVID-19 Musicians' Emergency Fund“ gespendet. „Suite: April 2020“ ist ab heute auch digital erhältlich, während die CD- und Standard-Vinyl-Ausgaben am 18. September 2020 erscheinen werden. Ein Teil derer Umsätze fließt dem Fund ebenfalls zu. Ein Video zum Stück „remembering before all this“, zu dem Mehldau ein paar einleitende Worte fand, ist hier zu sehen. Die Partitur des Songs liegt allen Bestellungen über den Nonesuch Store bei. 

„Das Album ‚Suite: April 2020‘ ist ein musikalischer Schnappschuss des Lebens im letzten Monat in der Welt, in der wir uns plötzlich alle wiederfanden. Ich habe versucht, ein paar der Gefühle, die für viele von uns neu und weitverbreitet sind, am Piano darzustellen. Im Song ‚keeping distance‘ beispielsweise, zeichne ich die Erfahrung zweier Leute im Abstandhalten zueinander mit meiner linken und meiner rechten Hand nach. Diese beiden Menschen werden unnatürlich voneinander ferngehalten, bleiben einander aber trotzdem in unerklärlicher, vielleicht sogar erhellender Weise verbunden. So schwer die COVID-19 Pandemie für viele von uns auch wiegt, gab es während dieser Zeit auch Offenbarungen. Das Stück ‚stopping, listening: hearing‘ hebt dieses Empfinden hervor.“ 

„In den Songs der Platte deute ich ein paar der überaus starken Empfindungen an, die im letzten Monat, oder darüber hinaus, aufkamen“, führt Mehldau weiter aus. „Das Stück ‚remembering before all this‘ drückt diesen bittersüßen Schmerz in der Bauchgegend aus, der mich mehrfach aus dem Blauen heraus traf. Es ist seltsam, wenn ich darüber nachdenke, wie die Dinge noch vor ein paar Monaten waren, und wie lange her und weit weg das jetzt erscheint. ‚uncertainty‘ erfasst das Gefühl, das diesem Gedanken auf dem Fuße folgt: Die bloße Angst vor einer ungewissen Zukunft.“

„Aber es gab auch die willkommene Gelegenheit, unseren Familienbund dergestalt zu festigen, wie es vorher nicht möglich schien - wegen der Nähe und Zeit, die plötzlich im Überschuss da war. Die letzten drei Stücke des Albums schildern diesen Bund und die Harmonie, die wir miteinander beim gemeinsamen Kochen und Herumtollen fanden. ‚lullaby‘ habe ich für all jene geschrieben, denen es im Moment schwerfällt, Schlaf zu finden.“

„Neil Youngs Wörter in seinem Song ‚Don't Let It Bring You Down‘ waren mir immer Ratgeber, aber sie sind jetzt wichtiger denn je, wenn er wie folgt anweist: ‚Don’t let it bring you down, it’s only castles burning, find someone who’s turning, and you will come around‘. Billy Joels ‚New York State Of Mind‘ ist ein Song, den ich schon als Neunjähriger liebte. Es ist ein Liebesbrief an eine Stadt, in der ich seit Jahren zuhause bin - und die jetzt sehr weit entfernt scheint. Ich kenne viele Leute dort, vermisse sie sehr, und ich weiß, wie schmerzgeplagt die Stadt gerade im Moment ist. Ich weiß aber auch, dass sich dort alles wieder einrenken wird.“

Die Großzügigkeit derer, die an dem Album beteiligt waren, hat dazu beigetragen, dass die Erlöse aus dem Verkauf der Deluxe-Vinyl-Ausgabe dem JFA-Fund zufließen können. Mit der Unterstützung des Direct-To-Disc-Labels Night Dreamer, ließ der Verband der niederländischen Plattenindustrie das Vinyl schnell und kostenfrei herstellen. Copenhagen Vinyl erlässt die Gebühren für die Auftragsabwicklungen, die beim Bestellen der Platte entstehen. Die Grafik-Designerin Barbara deWilde hat ihre Dienste ebenfalls gespendet.