Über Alexander Glasunow hieß es, er sei als »musikalische Urkraft geboren und sofort als junger Samson in die Arena gesprungen«. Am 10. August 1865 in St. Petersburg geboren, machte der Sohn einer alten Verlegerfamilie, der etwa bei Rimsky-Korsakow lernte, schon als Jugendlicher mit seiner 1. Symphonie von sich reden. Als Direktor des Konservatoriums seiner Heimatstadt sorgte er für die Weitergabe der russischen Musiktraditionen an den Nachwuchs (etwa an Schostakowitsch und Prokofjew) – und als Dirigent, der durch Westeuropa tourte, für deren Verbreitung im Ausland. Sein kompositorisches Œuvre ist nicht übermäßig groß, aber erlesen. Natürlich bediente er sich hier und da bei anderen Komponisten. Aber warum auch nicht? Wenn man überall das Beste stibitzt und tolles Eigenes hinzumengt, kann sich das Ergebnis mehr als sehen lassen. Sein gut 20 Minuten langes Violinkonzert in a-Moll entstand 1904 und ist wohl nichts anderes als ein Meisterwerk: Auf der einen Seite besticht das schwermütig-slawische Melos, auf der anderen Seite ein Feuerwerk an orientalischen Effekten. Der Komponist widmete das Werk dem Virtuosen und Pädagogen Leopold Auer. Dieser spielte es auch beider Uraufführung am 19. Februar 1905 in St. Petersburg. Es umfasst die für ein Konzert übliche Zahl von drei Sätzen, welche allerdings nicht trennscharf voneinander abzugrenzen sind. Man hört Brahms heraus – und auch scheint es kein Zufall zu sein, dass Glasunow mitunter als »russischer Mozart« bezeichnet wurde. Mitunter meint man, so etwas wie eine »unendliche Melodie« zu hören. Auch wenn dieser Begriff bekanntlich für eine andere Musikgattung geprägt wurde... Das Konzert schließt beinahe turbulent: Der letzte Satz bietet einige Möglichkeiten zur virtuosen Entfaltung.
Auch Glasunow wandte sich dem Westen zu, begab sich 1928 end- gültig nach Westeuropa und starb am 21. März 1936 ebenfalls im Großraum Paris.
25.03.2018 - Spätromantische Urkraft
Ion Marin Dirigent
Guy Braunstein Violine
Werke von Enescu, Glazunow und Franck