Cellokonzert A-Dur Wq 172

Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788), der zweite Sohn von Johann Sebastian, hat seine eigene Arbeit einmal so beschrieben: »Indem ein Musickus nicht anders rühren kann, er sey dann selbst gerührt; so muß er nothwendig sich selbst in alle Affeckten setzen können, welche er bey seinen Zuhörern erregen will...« Es ging ihm um »das fühlende Herz«: »Aus der Seele muss man spielen – und nicht wie ein abgerichteter Vogel!« 1768 kam er als Musikdirektor der Hauptkirchen nach Hamburg, komponierte vor allem geistliche Musik, aber auch unterhaltende »Repräsentationsmusiken«. Und als wolle der Bürgerstolz ihn für alle Zeit der Hansestadt einverleiben, heißt er noch heute salopp »Hamburger Bach«.

Das A-Dur-Cellokonzert entstand jedoch 1753, also noch weit vor seiner Hamburger Zeit. Verglichen mit den heute geläufigeren romantischen Werken dieser Gattung von Tschaikowsky, Dvořák oder Brahms (Doppelkonzert) – ist es deutlich sparsamer besetzt: Neben dem Solo-Violoncello hat CPE Bach nur ein paar Streicher und Basso continuo notiert. (Letzterer ist ein Generalbass, der von verschiedenen Instrumenten gespielt werden kann – meist mit Cem- balo-Beteiligung.) Doch die Wirkung ist erstaunlich: Aus heutiger Perspektive wirkt die Solostimme wie eine der ersten emanzipierten Ausdrucksformen der Musikgeschichte, immer wieder setzt sie sich gegen das drängende Kollektiv durch.

Carl Philipp Emanuel Bach
Carl Philipp Emanuel Bach

Historie

19.01.2020 - Fenstersprossen: Bach, Mozart, Weill

Roland Kluttig Dirigent

Andrei Ioniţă Violoncello