An der Schwelle zum 20. Jahrhundert entstand das Violinkonzert von Julius Conus. Der russische Geiger und Komponist französischer Abstammung wurde als Juli Eduardowitsch Konjus 1869 in Moskau geboren. Er war mit Sergei Rachmaninow befreundet und wirkte zwischenzeitlich als Konzertmeister in New York. Sein Violinkonzert in e-Moll schrieb er 1896; bei der Uraufführung 1898 stand er selbst als Solist auf der Bühne. In rund 20 Minuten entwickelt Conus in dem Konzert eine ideale Plattform für Virtuosität. Er präsentiert sich als Romantiker; sein Konzert orientiert sich deutlich an der Tradition des 19. Jahrhunderts. Das Allegro molto zeichnet sich durch kräftige Orchesterpassagen, aber auch einige elegische Violin-Phrasen aus. Der zweite Satz ist ein langsamer: Im »Adagio« darf die Violine schwelgen, während sie im dritten Satz »Cadenza« alle technischen Finessen ausspielen kann.