Der 1961 geborene Marc-André Dalbavie ging später zugleich einen Schritt zurück und einen Schritt vor. Einerseits wandte er sich wieder den Impressionisten wie Ravel und Debussy zu. Andererseits erforschte er neue Klänge, die sich Dutilleux in den 50er-Jahren aufgrund mangelnder technischer Möglichkeiten nur erträumen konnte. Seit 1996 ist Dalbavie Professor am Conservatoire de Paris und schrieb für zahlreiche internationale Orchester Auftragswerke. Er zählt zu den Repräsentanten der Spektralmusik, stützt seine kompositorische Arbeit also auf die zum Teil computerbasierte Analyse von Obertönen. Lange experimentierte er mit elektronischer Musik und schrieb beispielsweise Kompositionen für ganz bestimmte Konzertsäle – ein Ausdruck der Überzeugung, dass zeitgenössische Musik ohne Beachtung des spezifischen Klanges wenig Sinn macht; Musik klingt je nach Zeit und Ort eben anders. Das erst 2008/2009 entstandene Werk, dass der junge Star-Cellist Andrei Ioniță heute spielt, gliedert sich in sechs Abschnitte, die ohne Unterbrechung erklingen, eben die Fantasien Nummer eins bis sechs. Die Begleitung ist maximal reduziert: Nur ein Instrument pro Stimme, auch bei den Streichern. Zentral wichtig ist, dass der Klang in seiner Essenz stimmt. Seine Musiksprache beschrieb Dalbavie in der österreichischen Zeitung »Der Standard« einmal so: »Sie ist eine Befreiung, eine Expansion, man greift auf Harmonien der Vergangenheit, der Gegenwart und einer unbekannten Zukunft zu. Deshalb kann ich auch, ohne zu verzerren, andere Musik integrieren. Ich wechsle zwischen Tonalität, Meta- und Atonalität. Es ist eine Menge Arbeit. Es wäre viel leichter, mich immer nur innerhalb eines Systems zu bewegen.« Wenn das keine Musik von heute ist: Sie macht es sich und uns nicht ganz leicht. Ihre Offenheit kennzeichnet aber die nötige Geisteshaltung, um Verwirrendem mutig zu begegnen.