Ouvertüre zur Oper »Rienzi, der letzte der Tribunen«
Darf man Richard Wagners ›Rienzi‹ einfach so aufführen? Diese große tragische Oper aus der Feder eines Antisemiten, die Adolf Hitler so ans Herz ging und mit derem Titelhelden er sich identifizierte? Gehört sie nicht schon wegen dieser biografischen Nähe zur mörderischen Nazi-Ideologie auf den Index? Es gibt Argumente dafür, gewiss, ein völlig unvoreingenommenes Hören ist kaum möglich. Doch muss man auf diese Musik gänzlich verzichten, weil sie von einem Faschisten einst (miss)verstanden wurde? Stellen wir fest: Das 19. Jahrhundert ging mit heroischer Kunst prinzipiell unvorsichtiger um als wir heute. Denn das ist diese viertelstündige Potpourri-Ouvertüre ja: Eine von Fanfaren strotzende Heldenmusik im Meyerbeer-Stil. Wagner entwickelte mit dieser ersten erfolgreichen, 1842 in Dresden uraufgeführten Oper erste Ansätze seiner Leitmotivtechnik sowie der für ihn typischen Protagonisten-Struktur: Ein Befreier, ein Erlöser – der letztlich doch scheitern muss. Dies wird uns mit Schlagwerk und Trompeten in aller Deutlichkeit präsentiert. Aber gerade deshalb macht dieses Werk ja genauso Spaß wie andere Helden-Opern jener Zeit. Hier erleben wir Wagner noch ohne viele Hintergedanken, hier schieben sich noch nicht mehrere Inhaltsebenen übereinander. (Wie zum Beispiel im »Ring des Nibelungen«, welchen ein Adolf Hitler freilich noch weniger durchschaute.)