Filmkonzert
Moderne Zeiten
»Handlung wird allgemein besser verstanden als Worte. Das Zucken einer Augenbraue, und sei es noch so unscheinbar, kann mehr ausdrücken als hundert Worte.« Charlie Chaplin (1889–1977)
Stummfilm mit Live-Musik
Charly Chaplin »Modern Times«
Stefanos Tsialis Dirigent
Das ist alles so herzzerreißend tragikomisch, Tränen kullern wechselweise vor lauter Lachen und Weinen. Anderthalb Stunden Überrumpelung durch Bilder und Klänge, dabei so liebevoll-alltäglich, so gar nicht der Rede wert: Nein, er ist ja noch immer stumm, der Tramp, obwohl der Tonfilm längst die Leinwand erobert hat. Worte werden als Geräusche verwendet. Eine große Ausnahme bildet Léo Daniderffs Schlager »Titina«, den der Protagonist gegen Ende des Films »Modern Times« anstimmt. Ein Chanson, allein deshalb so wichtig, weil die Welt 1936 erstmals die Stimme des kleinen Landstreichers hören konnte: Chaplin singt!
Es ist die ewige Suche nach dem einen, nach seinem kleinen bisschen Glück, ein »normales« Leben finden zu können: dieselbe Herausforderung im großen Chaplin-Kino wie im absurden Theater der heutigen »Modernen Zeiten«. Den Maschinen, dem ganzen wirren Drumherum, den meisten Mitmenschen wird nicht klar, was er meint, schließlich kann er ja nicht sprechen! Tanzt, verrenkt sich, gestikuliert, blickt voller Sehnsucht, Tränen kullern. Am Ende läuft er davon, hat aber wirklich Glück und findet vorher die Frau seiner Träume. So gehen sie in die Ferne, zu zweit, ins Traumland hinter dem Horizont – kein Schlussbild der Filmgeschichte sonst hat eine derart zeitlose menschliche Gravur hinterlassen … »Smile«!
Chaplins Ja zum Leben war immer im Lachen begründet. Und da sein Leben der Film war, gehörte die Musik zum Wurzelwerk seiner Leidenschaft. Er war fasziniert vom Orchesterklang: »Nichts ist aufregender, als eine selbstkomponierte Melodie zum ersten Mal von einem 50-Mann-Orchester gespielt zu hören.« Und so eroberte sich der kleine Mann, der ganz ordentlich Geige und Cello zu spielen vermochte, allerdings Noten weder lesen noch schreiben konnte, nach und nach die ganze Partitur der Filmmusik: von der Idee bis zum Dirigat im Studio. Höhepunkt war die komplexe, innovative Musik zu »Modern Times«, mit einem knapp 70-köpfigen Orchester – alles selbst komponiert, zusammengestellt und im Studio dirigiert!
Hier in Hamburg übernimmt Stefanos Tsialis, langjähriger Leiter des Athener Staatsorchesters und ein Experte für Chaplin-Musik, ständiger Gastdirigent der Symphoniker Hamburg, die auf eine lange Tradition der Filmkonzerte zurückblicken (»Modern Times« war zuletzt im Februar 2017 in der Laeiszhalle zu erleben), diese Aufgabe. Wie verrückt ein solches Unterfangen ist, belegen genaueste Anweisungen dafür, wie innerhalb einer Sequenz von wenigen Takten Dutzende von Tempowechseln und Synchronisationspunkten zielgenau erreicht werden müssen, damit die Musik exakt die Bewegung der Akteur:innen und Aktionen nachahmen kann – zumal Chaplins Musik auf den Augenblick zugeschnitten und so genau synchronisiert war, dass wir den Film beinahe »sehen« können, wenn wir nur die Musik hören. Stefanos Tsialis kennt sowohl den Film als auch die Musik auswendig.
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Han-Na Chang – Werke von Mozart und Mahler
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Sylvain Cambreling, Elina Vähälä – Werke von Mendelssohn Bartholdy, Britten und Beethoven
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Paweł Kapuła, David Orlowsky – Werke von Strawinsky, Mozart und Schubert