Die Sonate für Violine und Klavier aus dem Jahr 1917 ist eines von Claude Debussys letzten Werken überhaupt. Und die Musik sagt sofort: »Ich muss niemandem mehr etwas beweisen!« Absolute Souveränität. Zurückgelehnte Meisterschaft.
Das fängt schon mit dem g-Moll-Akkord im Klavier zu Beginn an: zwei Hand voll g-Moll. Dann, in der einfachen Kadenz-Umgebung im Grunde »falsch« (es »müsste« c-Moll sein): C-Dur, einfach so dahingetuscht. Als Farbe, als Erweiterung des noch zu erobernden Klangraums. Dann steigt die Violine mit ein. In größter von Wagner endgültig gelöster Ruhe buchstabiert Debussy einen absteigenden g-Moll-Akkord als »Melodie« auf die Stahlsaiten – und das auch noch »dolce espressivo«. Da zwinkert jemand mit dem Auge – und verzieht doch keinen Millimeter seiner Lippen hin zu einem Lächeln.
Im Klavier die gleiche Konstellation wie zuvor, doch im C-Dur-Akkord-Teil um einen Takt abgekürzt. Eine plötzliche Pause in beiden Instrumenten! Und ein unerwartetes es-Moll, »poco marcato«. Daraus resultieren tiefe, »sprechende« Töne in der Geige – und auch im Folgenden immer wieder harmonische Klangöffnungen und Einigelungen im Wechsel. Dynamische Höhepunkte sind stets nur noch Vergrößerungen eines Gefühls, nie Höhepunkte im Sinne einer (»deutsch«) aufeinander klatschenden thematisch-motivischen Verdichtung.
30.06.2018 - Russische Klangwelten
Akiko Suwanai, Tedi Papavrami, Geza Hosszu-Legocky, Jing Zhao, Lilya Zilberstein, Evgeni Bozhanov
23.06.2022 - Kovacevich & Papavrami
Stephen Kovacevich, Tedi Papavrami, Adrian Iliescu, Satoko Koike, Bruno Merse, Li Li
Werke von Debussy, Beethoven, Bach und Bartók