Entstehung: 1904/1905
Uraufführung: 8. März 1905 in London
Spieldauer: ca. 16 Minuten
Mit seinen Enigma-Variationen und seiner 1. Symphonie stieg Edward Elgar, der seine Kindheit über der Musikalienhandlung seines Vaters verbracht und schon früh mehrere Instrumente gespielt hatte, um die Jahrhundertwende zum Nationalhelden auf. Seine Erste war genau genommen überhaupt die erste nennenswerte englische Symphonie – komponiert in einer Zeit, in der sich manch deutsch-österreichischer oder französischer Komponist von dieser Gattung gerade lossagte. Doch gerade die Titulierung als Nationalheld birgt Missverständnisse. Denn allzu oft wird Elgars Wirken auf das Heroische reduziert. Den Elgar, den kennt man – denkt man. Und bringt seinen Namen meist nur mit seinem »Pomp & Circumstances March No. 1« in Verbindung, der die Vorlage für die Hymne »Land of Hope and Glory« bildete, also für die Melodie, die neben »Rule, Britannia« und »God save the Queen« zum musikalischen Heiligtum der Engländer gehört. Doch damit wird man ihm nicht gerecht. Elgars Schaffen hat weitaus mehr als solcher Art Kräftigungs-Musik zu bieten – zum Beispiel dieses Werk für Streichquartett und Streichorchester. Für das frisch gegründete London Symphony Orchestra schrieb er eine »regelrechte Teufelsfuge mit allen möglichen Späßen und Kontrapunkten«. Das Stück gibt uns einen Einblick in sein Schaffen vor der 1. Symphonie. Und das lohnt sich. Hier hören wir einen Elgar, der schon seinen typischen Hymnen-Ton vorbereitet, allerdings auf eine feine, noble, bisweilen zurückhaltende Art, die mit der Fugenform in der Tat Späße treibt. In der Bratsche präsentiert er eine volksliedhafte Melodie, die er bei einem Wales-Urlaub aufgeschnappt hatte, und verknüpft in der Folge geschickt die Möglichkeiten einer kammermusikalischen Besetzung mit denen eines größeren Streicherapparates, womit er an das barocke Concerto grosso erinnert.
25.01.2018 - Scherzhafter Ernst und ernsthafter Scherz
Alessio Allegrini Dirigent
Werke von Elgar, Haydn und Beethoven