Adagietto aus der Symphonie Nr. 5 cis-Moll

Gustav Mahler wurde von niemandem gefragt, als Luchino Visconti dessen Klänge 1971 für die Verfilmung der Thomas-Mann-Novelle »Der Tod in Venedig« verwendete – er war schon 60 Jahre zuvor gestorben. Vielleicht hätte er von Fluch und Segen zugleich gesprochen. Denn so ist es
immer: Ein Film kann klassischer Musik zu unverhofft breitem Ruhm verhelfen. Andererseits sind die Töne dann beinahe für immer mit den Bildern verbunden. Und so ist dieses Adagietto, der vierte Satz aus Mahlers fünfter Symphonie, zumindest für die Cineasten unter uns die Begleitmusik zum Venedig-Tod eines Künstlers – dem Mann und Visconti zudem manche Eigenschaften und Äußerlichkeiten Mahlers hinzugedichtet haben.

An seiner Fünften hatte Mahler über mehrere Jahre zu Beginn des 20. Jahrhunderts gearbeitet – 1904 fand die Uraufführung unter seiner Leitung statt. Der mit »sehr langsam« überschriebene vierte Satz ist eine Art Verschnaufpause in dem ansonsten lebhaften, teils krass abgründigen Werk. Manchen gilt dieses Pianissimo aus Streichern und Harfe als hingebungsvolle Liebeserklärung Mahlers an seine Frau Alma. Doch Visconti bewies Jahrzehnte später ein gutes Gespür, als er mit dieser mitunter sphärenhaften Musik eine Art Todes- (und zugleich vergebliche Jugend-) sehnsucht zum Ausdruck brachte: Die sanfte Melodieführung und die immer wiederkehrenden Vorhalte bieten eben keine echtes Ankommen, kein befriedigendes Zurücklehnen. Dies ist eine Musik des Übergangs – quasi zwischen den Welten.

Gustav Mahler
Gustav Mahler

Historie

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