Da Joseph Haydn unaufmerksamen Zuhörern gern einen Streich spielte, werden sie in seiner »Militärsymphonie« durch einige klangliche Überraschungseffekte wachgehalten. So bereits am Anfang: Eine bemerkenswert langsame, sparsam gestaltete Einleitung könnte auch in eine schwere Bühnen-Tragödie einführen. Doch dann geht es einigermaßen beschwingt weiter. Und im weiteren Verlauf dieses ersten Satzes versteht Haydn es, ein nahezu heiteres Marschthema äußerst kunstvoll zu bearbeiten. Es ist seine symbolträchtige Nummer 100 – und zugleich die zwölfte seiner Londoner Symphonien. Sie entstand 1794 und dauert knapp 25 Minuten. Im Vergleich mit seinem D-Dur-Klavierkonzert ist die durchaus größere Orchesterbesetzung mit starker Bläserbesetzung auffällig.
Was hat nun aber das Militär des Titels mit Humor zu tun? Im Allgemeinen nicht viel, möchte man meinen. (Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt sprach übrigens einmal von einer »Anti-Militär-Symphonie«.) Ob Haydn selbst auf den Titel »Militär-Symphonie« kam, ist unklar, immerhin aber wurde dieser bei den Ankündigungen damals in London benutzt. Und es gibt diesen oft interpretierten zweiten Satz »Allegretto«, in dem eine nahezu idyllische Melodie von plumpen Beckenschlägen oder auch mal von einem Trompetensignal unterbrochen wird: Dies, so eine Deutung, kann man als Einmarsch der türkischen Truppen verstehen, die dem Frieden jäh ein Ende machen. (Wenn die zarten, idyllischen Klänge später wiederkehren, handelt es sich nur noch um blasse Erinnerungen.)
14.04.2019 - Haydn-Spaß mit Eulenspiegeleien
Sylvain Cambreling Dirigent
David Kadouch Klavier
Werke von Strauss und Haydn