Symphonie Nr. 49 f-Moll Hob. I:49 – »La Passione«

Der Schritt zu Joseph Haydn liegt danach näher als man denkt. Denn auch dieser vielleicht höchste der frühen Klassiker schrieb seine 49. Symphonie nicht ohne kirchlichen Bezug – gilt sie doch als seine letzte im Stile der barocken Kirchensonate (»Sonata da chiesa«); die ersten beiden Sätze weisen mit ihren ungewohnten Langsam-Schnell-Bezeichnungen direkt auf diese Tradition hin, und die Tonart wird, wie für eine Kirchensonate üblich, in allen vier Sätzen beibehalten. Allerdings verlässt auch er sich nicht nur auf bewährte Formen, sondern gestaltet die Symphonie mit der eher ungewohnten Tonart f-Moll, mit Seufzern im eröffnenden Adagio, mit einem vorwärtsdrängenden Allegro di molto sowie mit dem kraftvollen abschließenden Presto durchaus als Ausblick in überhaupt nicht mehr barocke Klänge.

Der Beiname »La passione« (Leidenschaft) liegt für diese Symphonie, die Haydn 1768 als Kapellmeister bei Fürst Nikolaus I. Esterházy zu Papier brachte, also nahe. Allerdings stammt er nicht vom Komponisten selbst, sondern offenbar von einem späteren Kopisten. Tatsächlich beeindruckt der intensive, leidenschaftliche Ausdruck – während man bei Haydn-Symphonien ansonsten ja oft eher einen heiteren erwartet. Doch mit Religiosität hat dies weniger zu tun als mit persönlichen Schicksalsschlägen (Todesfall, Hausbrand), die man als Hintergrund aus Haydns Biografie vermutet.

Joseph Haydn
Joseph Haydn

Historie

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