Karol Szymanowskis Litanei an die Jungfrau Maria für Solo-Sopran, Frauenchor und Orchester atmet tief den Schmerz des Abschieds von der Welt. Der Komponist selbst schrieb: »Es ist vielleicht mein innigstes, am tiefsten erlebtes Werk.« Und diese Tiefe der Emotionen ist hörbar: Die ekstatischen Züge im Sopran-Gesang tragen impressionistische Einflüsse. Wie flüchtige Traumbilder gestalten sich Teile der Orchesterbegleitung und der Chorpartien. Verklärend endet die Kantate in höchsten Traumgefilden der hohen Violinlage. Szymanowski, der sich selbst als nicht religiös bezeichnete, verarbeitete die polyphone Chormusik des 16. Jahrhunderts sowie die polnische Volksliedtradition in seiner 1933 uraufgeführten Litanei. Als Grundlage dienten Auszüge eines Textes des polnischen Dichters Jerzy Liebert: Der erste Satz besingt die Schönheit des himmlischen Klanges, während der zweite Satz die Unergründlichkeit des eigenen Glaubens mit schillernd-geheimnisvollen Klängen umrahmt: »Wie Buschwerk / aus schwarzem Wacholder / ist mein Glaube, lass ihn wachsen / in große Höhen, / bis weit in den Himmel!«.
03.11.2019 - Fensterkreuz: Mozart, Tschaikowsky, Szymanowski, Strawinsky
Sylvain Cambreling, Aïcha Redouane und Habib Yammine (Ensemble Al-Adwâr), EUROPA CHOR AKADEMIE GÖRLITZ