Symphonie Nr. 2

Kurt Weill wurde 1900 in Dessau als Sohn des Synagogalkantors Albert Weill und dessen Frau Emma, geb. Ackermann, geboren. Nach Studien bei Engelbert Humperdinck und Ferruccio Busoni in Berlin debütierte er 1926 als Opernkomponist mit »Der Protagonist« in Dresden und heiratete im selben Jahr Lotte Lenya. Mit Bertolt Brecht erarbeitete er bis 1934 die Bühnenwerke »Die Dreigroschenoper«, »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« und »Die Jasager« sowie das Ballett mit Gesang »Die sieben Todsünden«. Nach der Flucht aus Nazi-Deutschland über Paris und London wanderte er in die USA aus und war bis zu seinem frühen Tod 1950 als erfolgreicher Musical- und Filmkomponist tätig.

Einen »inneren Aufruhr des Orchesters« bietet die selten zu hörende Konzertmusik von Kurt Weill: Er schrieb seine zweite Symphonie 1933, in jenem Jahr, in dem er aus Deutschland emigrierte. Das etwa 25 Minuten lange Werke wurde am 11. Oktober 1934 in Amsterdam unter der Leitung von Bruno Walter uraufgeführt. Heute gilt diese zweite Symphonie unter Kennern als sein wohl bedeutendstes Werk für Orchester – obwohl es oft als rückwärtsgewandt kritisiert wurde. Es mögen die biografischen Umstände dafür verantwortlich sein, dass sich hier ein sehr tragischer Gestus mit einer domi- nierenden Trauermarsch-Melodie breitmacht. (Bruno Walter schlug übrigens einen durchaus passenden Alternativ-Titel vor: »Drei nächtliche Szenen«.)

Der Aufbau ist gewohnt: Auf eine den Inhalt der Symphonie in Teilen vorwegnehmende Einleitung folgt ein fordernder Allegro-Satz, in dem sogar die klassischen Sonatensatzform noch erkennbar ist. Dann entfaltet sich an zweiter Stelle ein langsamer Satz voller Emotion und eindrucksvoller Melodik. Und als Finale hören wir einen Presto-Satz, an dem der bekannte Dreigroschenoper-Weill am ehesten wiederzuerkennen ist. Diese Symphonie hat also einen Anfang, eine Mitte und ein Ende; sie ist im besten Sinne »komponiert«, also gestaltet und nicht etwa dem Zufall überlassen. Kurt Weill gelang es, nach klassischem Vorbild Musik (fast) seiner Zeit zu schreiben. Wir hören also: Diese Symphonie ist nicht nur drei, sondern vier Goldgroschen wert. Mindestens.

Kurt Weill
Kurt Weill

Historie

19.01.2020 - Fenstersprossen: Bach, Mozart, Weill

Roland Kluttig Dirigent

Andrei Ioniţă Violoncello

16.05.2024 - Symphonische Treffer

Sylvain Cambreling – Werke von Weill und Mendelssohn