Symphonie Nr. 5 B-Dur D 485

Franz Schubert war 1816, als er seine fünfte, noch zu den Jugendwerken zählende Symphonie zu Papier brachte, ein noch jüngerer Mann von 19 Jahren. (Als habe er die Kürze seines Lebens vorausgeahnt, beeilte er sich im Gegensatz zu Beethoven, eine Symphonie nach der anderen vorzulegen.) Auch er wählte B-Dur, diejenige Grundtonart, die zumeist für einen edlen Klang sorgt. Und er besann sich – wieder einmal – auf Mozart. (Für Fans: Die g-Moll-Symphonie KV 550 oder die B-Dur-Klaviersonate KV 570 klingen ebenso an wie »Le nozze di Figaro«.) Und doch ging Schubert insbesondere im Bereich der Harmonik durchaus eigene Wege; es ist bemerkenswert, mit welcher Kühnheit er sich in entlegene Tonarten vorwagt.

In wenigen Herbstwochen vollendete er dieses für eine Aufführung des Otto-Hatwig-Laienorchesters vorgesehene kleine Meisterwerk, das mitunter als seine erste wirklich ausgereifte Symphonie gilt und das gerade aufgrund seiner Schlichtheit noch heute zu beeindrucken vermag: Die unkomplizierte Spielweise ermöglicht es auch Laienorchestern, die fünfte Symphonie aufzuführen – es fehlen beispielsweise Klarinetten, Trompeten und Pauke. Die Besetzung ist für Schubert ungewöhnlich klein; wie Antonín Dvořák später zurecht betonte, ist die Instrumentierung aber überaus fein gearbeitet. Und bei aller technischen Leichtigkeit sollte man die interpretatorischen Herausforderungen keineswegs unterschätzen.

Man achte etwa auf die kleinen, aber feinen Übergänge von einem Thema zum anderen sowie auf die nah beieinanderstehenden Dur-Moll-Gegensätze. Bei aller Schlichtheit verweilt diese Symphonie also nicht an der Oberfläche: Es scheint, als spiele sich auf einer zweiten, parallelen Ebene Untergründiges, nicht eben leicht Verstehbares ab.

Das Allegro des ersten Satzes beginnt mit einer kurzen Holzbläserkadenz, bevor das erste schmissig-liedhafte Thema in den Violinen erklingt: Einprägsam ist der gebrochene, aufsteigende Dreiklang mit punktiertem Rhythmus. Des Weiteren lernen wir ein etwas weniger forsches Seitenthema kennen sowie eine kurze Durchführung und eine harmonisch originelle Reprise, bevor der Satz recht furios endet. Der zweite Satz ist ein bewegtes/bewegendes Andante im 6/8-Takt, sehr liedhaft und sehr naturverbunden. Schubert gelingt es hier mustergültig, das schöne Hauptthema in einigen Varianten immer wieder auftauchen zu lassen. Streicher und Holzbläser präsentieren zudem ein hübsches, zweistimmiges Seitenthema.

Das Menuett an dritter Stelle ist weniger grazil als noch bei Mozart, eher etwas stampfend-derb. Im Mittelteil dieses dritten Satzes findet sich aber auch ein recht traditionelles Trio mit einem beinahe zarten Ländler. Und das abschließende Allegro vivace – ein lebhafter schneller Finalsatz, der gar nicht immer wie ein Finale klingt – hat dann einiges vom heiteren Haydn: ein Ausblick in eine Welt voller Chancen.

Franz Schubert
Franz Schubert

Historie

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