4. Symphoniekonzert
Menschlich, allzu Tierisches
»Du kannst dein Leben nicht verlängern noch verbreitern: nur vertiefen, Freund.« Gorch Fock (1880–1916)
Sylvain Cambreling Dirigent
Szymon Nehring Klavier
Johannes Brahms Klavierkonzert Nr.1 d-Moll op. 15
Claude Debussy Prélude à l'après-midi d'un faune
Claude Debussy La Mer
Nachdem der junge polnische Pianist Szymon Nehring in der vergangenen Saison einen grandiosen Erfolg mit Mozarts »Jenamy«-Konzert Es-Dur verbuchen durfte, sitzt er nun mit dem ersten Klavierkonzert d-Moll op. 15 des damals mit knapp 30 etwa gleichaltrigen Johannes Brahms erneut am Flügel des Großen Saals.
»Siehgst, dös is a Symphoniethema«, soll Anton Bruckner auf sein überbordendes Zitatkonto gelupft haben, nachdem er den Beginn von Brahms’ Konzert-Koloss vernommen hatte. Doch nicht nur in Wien wurde dem merkwürdigen Zwitterwerk mit Skepsis begegnet. Bei der ersten Leipziger Aufführung im Gewandhaus fiel das Opus durch – und zwar »glänzend und entschieden« (Brahms). Ein Hamburger Kritiker sprach 1860 von einer »Symphonie mit obligatem Piano«. Es waren zwei Erschütterungen, die der junge Brahms wohl in seinem Werk zu verarbeiten suchte: Schumanns Selbstmordversuch im Februar 1854 und Beethovens Neunte, die er zum ersten Mal in seinem Leben gehört hatte. Bei der geplanten Premiere seines Konzerts im Hamburger Musikverein wurde Brahms der einzige spielbare Flügel verweigert. So reiste er mit seinem Werk zur Uraufführung unter der Leitung seines Freundes Joseph Joachim im Januar 1859 nach Hannover.
»Französische Musik, das heißt Klarheit, Eleganz, einfache und natürliche Deklamation; die französische Musik will vor allem erfreuen«, zitierte eine Zeitschrift 1904 den Komponisten Claude Debussy, der gerade damit befasst war, seine symphonischen Meeres-Skizzen zu Papier zu bringen, die ihn noch bis ins Jahr 1905 hinein beschäftigen sollten. Wenn das Publikum von heute sich völlig zu Recht im wohligen Wogen wallender Wellen verlieren und mitschwingen darf im Rhythmus der Seele von »La Mer«, so vermutete die berühmte Meeresbiologin Rachel Carson 1951, dass unter der Oberfläche von Debussys Musik etwas Tieferes und Mysteriöseres anklinge. Debussy liebte das Meer über alles und verriet in jener Zeit, dass er einst »für das schöne Leben eines Seemannes bestimmt war«. So denken wir auch an das Metaphorische im Bild des Fließens, sehen ein Sinnbild für die vergehende Zeit, denken nach über einen Ozean, der sich selbst unablässig vorantreibt …
In der Mitte des Konzerts erklingt Debussys »Prélude à l’après-midi d’un faune«, mit dem am 20. Januar der Abend in der Elbphilharmonie eröffnet werden wird.
Einführungsveranstaltung Daniel Bucurescu führt 60 Minuten vor diesem Konzert in das Programm ein. Der Eintritt ist für Konzertbesucher:innen frei! Die Einführungsveranstaltung findet im Studio E der Laeiszhalle (Zugang über den Künstlereingang) statt und dauert etwa 30 Minuten.
Gergely Madaras, Magdalena Kožená – Werke von Fauré, Messiaen, Ben-Ari und Smetana
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Han-Na Chang, Boris Giltburg – Werke von Mozart und Schostakowitsch
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Adrian Iliescu, Per Rundberg – Werke von Bach, Schubert, Sibelius, Saint-Saëns und Kroll
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal