Das Klavierquintett von Dmitri Schostakowitsch gehört zu seinen meistgespielten Kammermusikwerken und konnte schon bei der Uraufführung einen einhelligen Erfolg erzielen – was bei diesem Komponisten im Schraubstock der staatlichen Kulturdoktrin nicht immer der Fall war. Das Quintett aber war den Politbossen genehm und erhielt sogar den erstmals verliehenen und mit einer beträchtlichen Geldsumme verbundenen Stalin-Preis Erster Klasse für das beste Kammermusikwerk. Geschrieben wurde es in einer politisch angespannten Situation: 1940, ein Jahr vor Hitlers Einmarsch in die Sowjetunion und dem Beginn des »Großen Vaterländischen Krieges«. Schon kurz nach Fertigstellung des Manuskripts konnte die Uraufführung am 23. November 1940 im Kleinen Saal des Moskauer Konservatoriums stattfinden. Dabei wurde das »Beethoven Quartett« von Schostakowitsch selbst, der ein ausgezeichneter Pianist war, am Klavier begleitet; mit dieser Formation existiert auch eine Aufnahme.
Es scheint, als reflektiere das Quintett mit seinen antiromantischen Herbheiten die sich verdüsternde politische Situation. Die Grundhaltung ist ernst, geradezu grüblerisch. »Das Werk ergreift durch seine Tiefe und Größe... Die Kraft der ästhetischen Wirkung und die musikalische Ausdruckskraft des Quintetts sind wirklich bedeutend.« So schrieb das offizielle Sprachorgan, die »Prawda«, in einer enthusiastischen Uraufführungskritik. Für einige Jahre konnte der 1939 zum Professor berufene Komponist Atem schöpfen, bevor er erneute staatliche Repressalien zu erleiden hatte.
22.06.2019 - Gefühle und Gedanken
Martha Argerich, David Chen, Evgeni Bozhanov, Akane Sakai, Guy Braunstein, Mayu Kishima, Lyda Chen, Andrei Ioniţă