Mit den Ausdruckskontrasten von Dur und Moll arbeitete Wolfgang Amadeus Mozart hingegen stets ausgiebig. Und für das 1785 entstandene 20. Klavierkonzert sind die Tongeschlechter gar maßgeblich prägend. Nur zwei Klavierkonzerte siedelte Mozart im Moll an – das gut 30 Minuten lange KV 466 mit seinem d-Moll war das erste.
Die Folge bei der Rezeption: Unwillkürlich zieht der Hörer Parallelen zur späteren Epoche der Romantik. Denn Mozart nutzt die dunkle Eintrübung bereits in den ersten Takten, welche seltsam schemenheft-neblig erklingen. Hörer des 19. Jahrhunderts sahen in diesem Werk somit bereits einen Vorläufer der Kompositionen von Ludwig van Beethoven. Und der Bonner selbst schätzte es so sehr, dass er sich davon für diverse eigene Arbeiten inspirieren ließ.
Das Hauptthema des ersten Satzes erscheint wie ein schmerzlicher Aufschrei; das zweite Thema ist hingegen deutlich kantabler; und in der Klavierstimme erklingt dann ebenfalls eine zarte, versöhnliche Melodie in Dur. Indes: Es hilft nichts, scharfe Akzentuierungen durchziehen das weitere Geschehen. Kein Zweifel, die Grundtonart ist und bleibt eben in Moll. Es folgt eine Romanze, die ihren Namen voll und ganz verdient – zumindest beinahe: Zunächst präsentiert Mozart uns zwei Themen, die so schlicht, eingängig und bezaubernd sind, dass man eine Vorahnung der später verfassten »Zauberflöte« bekommt. Allerding behaupten sich im Mittelteil dieses zweiten Satzes wieder dunkle Fragmente des ersten. Und das Finale schließlich beendet das Konzert mit roher Kraft. Wir befinden uns wieder in der mitunter bedrohlichen Welt des ersten Satzes. Jedoch – und hier kommt die typisch Mozartsche Freude an Hörer-Überraschungen zum Tragen – gelangen wir plötzlich und dann auch nachhaltig ins Dur. War alles Unheimliche zuvor etwa nur ein Spaß? Nun ja, auf jeden Fall strahlt der Schluss, als
sei nichts gewesen.
04.05.2018 - Bashkirova und Kozhukhin
Domingo Hindoyan Dirigent
Elena Bashkirova und Denis Kozhukhin Klavier
Werke von W. A. Mozart
27.10.2022 - Zukunftsglaube
Harry Ogg, Javier Perianes – Werke von Srnka und Mozart
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Han-Na Chang, Boris Giltburg – Werke von Mozart und Schostakowitsch