Und zum Abschluss ein erneuter Zeitsprung von 240 Jahren: Es ist unklar, ob Mozart seine »Prager« Symphonie Nr. 38 noch für die Wiener Wintersaison 1786/1787 oder schon mit Blick auf seine für Januar 1787 geplante Pragreise geschrieben hat. Klar ist, dass sie am 19. Januar 1787 in Prag uraufgeführt wurde und einen abermaligen Wendepunkt seines Lebens markiert. Ein Dreivierteljahr vor seinem Prager Triumph mit »Don Giovanni« beeindruckte Mozart das dortige bürgerliche Publikum mit diesem Instrumentalwerk. Die Prager sollen die D-Dur-Symphonie gar als eines ihrer »Lieblingsstücke« erkoren haben, hieß es damals. Mit ihrem D-Dur steht sie zwischen den beiden D-Dur-Opern: Dem heiteren »Figaro« und heiter-tragischen »Don Giovanni«.
Der erste Satz beginnt mit einer Adagio-Passage: Ernst und voller Klage. Dann das Hauptthema im Allegro – in der Trompete erklingt ein strahlendes Signal in D-Dur mit markanten vier Vierteln auf dem Ton a. Das zweite lebhafte Thema lässt, zunächst in Dur, auf eine Entspannung der düsteren Vorspiel-Stimmung hoffen, doch schon die Wiederholung steht in Moll. Und die Durchführung wird vom Hauptthema beherrscht – oder vielmehr: Von den das Hauptthema begleitenden Synkopen.
Ebenfalls zerrissen erscheint die Stimmung im zweiten Satz. Dieses Andante beinhaltet wieder zwei gegensätzliche Themen. Eines milde, das andere herb. Das Ende des Satzes ist zögernd, vorsichtig, das sonst in damaligen Symphonien übliche Menuett entfällt angesichts der düsteren Stimmung. Stattdessen folgt gleich das rasante Presto des Finales, manch Interpret sprach hier gar von einer »tour de force«. Die aus dem ersten Satz bekannten Synkopen tauchen wieder auf, allerdings nicht wie zuvor in der Begleitung, sondern als wesentlicher Bestandteil des Hauptthemas. Die Musik ist in Aufruhr, doch Mozart gönnt ihr ein zumindest zum Teil versöhnliches Ende, indem er mit dem zweiten Thema dieses Finales eine Atmosphäre von Eleganz und Behaglichkeit schafft.
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