Haspa Neujahrskonzert
Han-Na Chang Dirigentin
Diana Adamyan Violine
Gioachino Rossini Ouvertüre zu »Guillaume Tell«
Max Bruch Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26
Johannes Brahms Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73
Wo immer es darauf ankommt, mittels ausgesuchter Musik zu bewegten Bildern den Eindruck von enormer Flinkheit zu vermitteln, eines rasanten, gloriosen Endspurts, bedienen sich Film und Werbebranche mit Vorliebe des bekannten Galopps aus der Wilhelm-Tell-Ouvertüre. Diese unsägliche Gewohnheit erweckt allerdings einen ganz falschen Eindruck von der gesamten Ouvertüre zu Rossinis letzter Oper. Wer käme auch auf die Idee, im selben Kunststück jenes wundervolle Wechselspiel der Solocelli zu Beginn zu erwarten oder nach dem großen Gewitter die erquickende Frische, gespendet von Englischhorn und Flöte – oder überhaupt die ganze Breite der Leinwand, die Rossini für seine prachtvolle Ouvertüre bebildert hat?
Von Haus aus Pianist (er sprach vom »öden Klapperkasten«), wählte Max Bruch für sein erstes Konzert die Violine, weil sie »eine Melodie besser singen kann als ein Klavier, und die Melodie ist die Seele der Musik«. Dass es ein Griff nach den Sternen werden sollte, mithin der einzige in seinem Schaffen, sollte sich bald herausstellen. In den 1950er-Jahren machte Bruchs Opus erneut einen Sprung in die Liga erster Klassik-Hits, da es mit seiner Ideallänge prima auf eine LP-Seite passte, vorzugsweise kombiniert mit Mendelssohn Bartholdys e-Moll-Konzert. Nachdem Bruch es für eine mittelkleine Summe an den Verleger August Cranz verkauft hatte, zog er keinerlei finanziellen Nutzen mehr aus der Popularität des Werks; am Ende klauten ihm auch noch zwei amerikanische Klapperkasten-Schwestern das Manuskript.
»Treffe ich mit Brahms im Himmel zusammen, so lasse ich mich in die Hölle versetzen«, ulkte Bruch gegenüber dem gemeinsamen Verleger Simrock im Jahr 1877, just als Erstgenannter am Wörthersee die Ideen für seine zweite Symphonie sammelte: »Die neue Symphonie ist so melancholisch, dass Sie es nicht aushalten«, las der Verleger nun aus Brahms’ Brief. »Ich habe noch nie so was Trauriges, Molliges geschrieben: die Partitur muss mit Trauerrand erscheinen.« Freilich trifft das keineswegs den Ton des ganzen, insgesamt heiter-lebensfrohen Werks, das Brahms als sein »liebliches Ungeheuer« bezeichnete. Eduard Hanslick brachte es wieder mal auf den Punkt: »Die zweite Symphonie scheint wie die Sonne erwärmend auf Kenner und Laien, sie gehört allen, die sich nach guter Musik sehnen.«
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal
Satoko Koike, Hsiang-Hsiang Tsai, Li Li, Per Rundberg – Werke von Prokofjew, Cassadó, Piazzolla, Rachmaninow, Wieniawski und Bach
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Sylvain Cambreling, Szymon Nehring – Werke von Brahms und Debussy
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Gergely Madaras, Magdalena Kožená – Werke von Fauré, Messiaen, Ben-Ari und Smetana