Tönendes Farbverlangen
8. Symphoniekonzert
»Auf Flügeln des Gespräches« – Spielzeit-Essay von Alexander Meier-Dörzenbach.
Sylvain Cambreling Dirigent
Ronald Brautigam Klavier
Beethoven Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73
Scelsi Quattro pezzi su una nota sola
Messiaen L'Ascension (Fassung für Orchester)
Beethovens fünftes Klavierkonzert ist das wohl feierlichste, heroischste, ritterlichste Klavierkonzert seiner Zeit überhaupt. Mächtig trumpfen die beiden Ecksätze auf. Und ein bisschen Walzer ist auch dabei. Dazwischen eine besinnliche Ruhe, die sich zu großen menschlichen Gesten aufschwingt.
In einem genialen Gegensatz dazu stehen die »Quattro pezzi su una nota sola« von Giacinto Scelsi aus dem Jahr 1959. Nach den vielen virtuosen Noten der Beethovenschen Klavierkonzertkrönung haben wir es in den »Vier Stücken über eine einzelne Note« jeweils tatsächlich nur mit einem einzelnen Ton zu tun. Dabei ist dieses Werk alles andere als langweilig! Eine ganze Welt entsteht, eine Welt aus aufgerauten, sanften, gewisperten, wütenden Tönen. Wie es heißt, saß Scelsi manches Mal stundenlang an seinem verstimmten Klavier – und lauschte den Resonanzen verklingender Einzeltöne nach. Und irgendwann schrieb er seine Eindrücke auf Notenpapier auf. Eine fast religiöse Musik voller Demut – und Übermut zugleich.
Eine Musik, die wiederum einen herrlichen Kontrast zu der tonreichen Welt Olivier Messiaens ausbildet. Die vier Einzelton-Studien Scelsis treffen auf vier einzelne Meditationen für Orchester. Komponiert in einer Zeit voller Sorge: 1932/33 (und kurz darauf noch von Organist Messiaen für Orgel bearbeitet). Wir hören freilich die reichhaltige Orchesterversion. Sylvain Cambreling kennt diese Partituren in- und auswendig; für seine Gesamteinspielung der Werke Messiaens wurde er mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Ein Konzert für Entdeckerinnen und Entdecker intensivster Orchesterfarben.
Mitte April 2022 verstarb in der Mitte seines Lebens Nicholas Angelich, ohne Frage einer der bedeutendsten Musiker der Welt. Zusammen mit Chefdirigent Sylvain Cambreling trauern die Symphoniker Hamburg um diesen unvergleichlichen und unvergesslichen Freund, der ursprünglich als Solist für dieses Konzert vorgesehen war.
Einführungsveranstaltung Dr. Alexander Meier-Dörzenbach führt 45 Minuten vor diesem Konzert in das Programm ein. Der Eintritt ist für Konzertbesucher frei! Die Einführungsveranstaltung findet im Großen Saal der Laeiszhalle statt und dauert 20 bis 25 Minuten.
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Sylvain Cambreling, Mandy Fredrich, Werner Güra, Markus Eiche, Europa Chor Akademie Görlitz – »Die Schöpfung« von Joseph Haydn
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
Sylvain Cambreling, Daniel Lozakovich – Werke von Schumann und Tschaikowsky
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal
Blechbläser-Ensemble der Symphoniker Hamburg – Werke von Scheidt, Holborne, Mozart, Ewald, Koetsier, Bernstein, Nagle und Roberts