Liturgie des hl. Chrysostomos op. 41 (Auszüge)

Peter I. Tschaikowskys Liturgie des Heiligen Chrsysostomos schlägt den Bogen zur orthodoxen geistlichen Musik. Diese Auszüge stellen die polyphonen Bearbeitungen Tschaikowskys dar, die vom traditionellen Kirchenliedbuch des orthodoxen Ritus abwichen und damit einen Skandal mitsamt Rechtsstreit auslösten: Die Kaiserliche Hofkapelle in St. Petersburg besaß damals das alleinige Recht, Kirchenmusik zu schreiben. Erst nach einem einjährigen Rechtsstreit, den Tschaikowskys Verleger Piotr Jürgenson schließlich gegen das kirchliche Monopol gewann, konnte das Werk publiziert und 1879 uraufgeführt werden.

Trotz der revolutionären Anklänge zeigt sich Tschaikowskys Liturgie ganz in der russisch-orthodoxen Chortradition stehend. Höchst geheimnisvoll scheinen die Cherubim selbst in ihrem Gesang (Nr. 6) vom Himmel herab zu singen, bevor sie stolz und majestätisch die Herrlichkeit Gottes lobpreisen. Im Glaubensbekenntnis (Nr. 8) sind überraschende harmonische Wendungen zu hören, aber auch schwebende, homophone Choräle mit typisch russischen Tonwiederholungen. Das Gebet des Herrn (Nr. 13), bei uns als Vaterunser bekannt, besticht durch die gesamte Bandbreite von Klangfärbungen. Tschaikowsky verstand es, romantische Zärtlichkeit und individuelle Steigerung der Emotion mit der strikten Ordnung des orthodoxen Kirchenchorals in einzigartiger Weise zu verschmelzen, und schuf dadurch ein Werk, das sich auch heute über alle Grenzen hinweg Gehör verschafft – zurecht.

Peter I. Tschaikowsky
Peter I. Tschaikowsky

Historie

03.11.2019 - Fensterkreuz: Mozart, Tschaikowsky, Szymanowski, Strawinsky

Sylvain Cambreling, Aïcha Redouane und Habib Yammine (Ensemble Al-Adwâr), EUROPA CHOR AKADEMIE GÖRLITZ