Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur op. 33

Der Titel von Peter I. Tschaikowskys 1877 uraufgeführten »Variationen über ein Rokoko-Thema für Violoncello und Orchester« ist irreführend. Bei Rokoko denkt man an höfische, verschnörkelte Opulenz und Puderperücken. Doch der russische Komponist hatte in erster Linie sein großes Vorbild Mozart im Ohr. Das Thema dieser Variationenreihe enstammt zwar nicht der Feder des Salzburgers, könnte in seiner schlichten Ausdruckskraft aber von ihm geschrieben worden sein. In den Variationen geht es dann freilich auch virtuoser zur Sache. Allerdings verlässt Tschaikowsky kaum den Klangcharakter des 18. Jahrhundert, welcher ihm offenbar als geistiger Sehnsuchtsort diente. Bekanntlich zählten die 1870er-Jahre nicht zu den angenehmsten in seinem Leben. Die Musikkritik ging nicht immer sanft mit ihm ins Gericht. Im Gegenteil. Und im Sommer 1877 heiratete Tschaikowsky – in erster Linie wohl, um seine Homosexualität zu verschleiern. Die Ehe hielt nur drei Monate. Keine leichte Zeit also. Und doch ist diese Musik der 1876 und 1877 entstandenen, etwa 20 Minuten langen Rokoko-Variationen heiter, geradezu unbeschwert. 

Nach einer Orchestereinleitung präsentiert das Cello das Thema, eben eine echte Mozart-Reminiszenz – so sauber wusste Tschaikowsky das »sonnige Genie«, das ihn »zu Tränen« rühre, zu imitieren. Orchester (vor allem die solistischen Holzbläser) und Cello spielen sich in den folgenden sieben Variationen die Bälle zu. Diese verlassen durchaus den von Tschaikowsky reanimierten Mozart-Stil, mitunter bricht romantische Schwermut durch, und der Solist darf genüsslich virtuos aufspielen. Doch der Grundcharakter bleibt stets heiter, beschwingt, spielfreudig. Ein echter Ohrenschmaus.

Peter I. Tschaikowsky
Peter I. Tschaikowsky

Historie

05.01.2020 - Fensterachse: Haspa-Neujahrskonzert

Sylvain Cambreling Dirigent

Andrei Ioniţă Violoncello

Werke von Berlioz, Tschaikowsky und Dvořák