Burleske für Klavier und Orchester d-Moll

Nach der Pause folgt Richard Strauss‘ Burleske für Klavier und Orchester, die er bereits mit Anfang 20 schrieb. »Burla« heißt auf Italienisch so viel wie Scherz oder Spaß: Schon seit dem 18. Jahrhundert bezeichnete man heitere, zum Tanzen anregende Musikstücke als Burlesken. Und auch hier ist der 3/4-Takt, der in den hohen Streichern mitunter Walzerseligkeit heraufbeschwört, durchaus beschwingt. Der Solopart allerdings ist zum Teil recht virtuos; kadenzartige Einschübe könnten glauben machen, dass Strauss doch noch ein Klavierkonzert in seinem an Instrumentalkonzerten armen Œuvre versteckt hat. (Kaum verständlich ist ja die Pause von annähernd 60 Jahren, die Strauss verstreichen ließ, ohne ein Konzert für Solist und Orchester zu schreiben. Mit einem Violin- und einem Hornkonzert sowie dieser Burleske startete er seine Laufbahn; erst in den 1940er-Jahren folgten dann ein zweites Horn- und das Oboenkonzert.)

Gerade bei den frühen Konzerten hört man die Einflüsse und Vorbilder noch deutlich: Ein romantischer Ton – der hin und wieder scherzhaft-dissonant gebrochen wird – herrscht vor. Mitunter scheint Johannes Brahms auf, etwa wenn im Tutti majestätische Akkordwiederholungen erklingen. Später hat Strauss sein frühes Werk etwas belächelt, wohl auch weil er hier teilweise überdeutlich auf seine Vorgänger Brahms und Liszt Bezug genommen hat. Allerdings besticht diese in Strauss' Weimarer Zeit entstandene und erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von den Pianisten wiederentdeckte Burleske, die kräftig-frech mit einem viertaktigen und das gesamte Stück prägenden Paukenmotiv startet, bereits durch verspielte Klangfarben, welche auf den Charakter der Tondichtungen vorausdeuten. Ernst-energisch geht es zu, nicht selten überraschen uns Dissonanzen – man ist mitunter geneigt, an Prokofjew zu denken.

Gleichzeitig gibt sich Strauss im Hauptthema seiner Leidenschaft, den Walzerklängen, hin. Als mache er einen Scherz, verschränkt er beispielsweise im Mittelteil die Stile. Technisch befand sich der Komponist schon auf einem beeindruckenden Niveau. Und dieses verlangt er auch vom Solisten, der sehr virtuos in Lisztscher Manier die gesamte Tastatur bearbeiten muss. Spannend ist der Schluss, bei dem Klavier und Pauke in einen mysteriösen Dialog treten; der allerletzte, fast unheimliche Ton ist der Pauke vorbehalten.
Richard Strauss
Richard Strauss

Historie

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