Klaviersonate Nr. 17 d-Moll op. 31 Nr. 2 »Der Sturm«

Ludwig van Beethovens dreisätzige 17. Klaviersonate entstand 1801 und 1802 und trägt den Beinamen »Der Sturm«. Warum? Hintergrund ist offenbar eine Aussage des Komponisten, die er angeblich gegenüber seinem Biografen gemacht haben soll. Beethoven antwortete Anton Felix Schindler nämlich auf dessen Frage nach dem »tieferen Sinn« seines Werkes: »Lesen sie nur Shakespeares Sturm.« Die von Beethoven geäußerten, aber nicht spezifizierten poetischen Ideen sind genau genommen ein erster Beleg in der Musikgeschichte für ein der Musik zugrundeliegendes Thema durch außermusikalische Anregung. Das markiert einen Anfang, der später zur Programmmusik und zur »neudeutschen Schule« um Liszt weiterführt – sowie in der Folge zu Richard Strauss.

Die Sonate steht als einzige der 32 Sonaten (ohne Zählung der Jugendwerke) in der Tonart d-Moll. Die drei Sätze beginnen und enden alle ausnahmslos leise. Der erste Satz zeichnet, ausgehend von einer friedlichen Idylle, das Bild des allmählich hereinbrechenden und immer stärker werdenden Sturms. Ihr Anfang klingt wie eine Einleitung, vor allem aufgrund der harmonischen Labilität der ersten Takte. Das Thema entwickelt sich noch und ist nicht etwa ein fertig abgeschlossenes Gebilde. Erst nach 20 Takten erwächst es deutlicher aus einem gebrochenen Dreiklang, wird aber sogleich fortgeführt. In der drängenden Bewegung des ersten Satzes gewähren nur die wiederholten Largo-Einschübe mit ihren Akkordbrechungen kleine Ruhepausen. Der zweite Satz samt Exposition und Reprise (und weiträumiger Coda) mutet sanft an und ist durch eine aufsteigende Melodieführung gekennzeichnet. Das abschließende Allegretto drängt auf einen erst spät erreichten Klimax und lebt von seiner expressiven Dramatik.
Ludwig van Beethoven
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