Ludwig van Beethoven war nicht nur ein guter Pianist, sondern auch ein kundiger Geigenspieler. In seinen Sonaten kamen seine Fertigkeiten glänzend zur Geltung. Man spricht heute von Violinsonaten – der Komponist jedoch betitelte sie als »Sonaten für Pianoforte und Violine« und kehrte damit die Reihenfolge der Aufzählung um. Denn: Seine Violinsonaten stammen (außer Opus 96) aus der Frühzeit seines Schaffens, in welcher er seine Werke noch selbst aufführte. Die Gattung war kaum ein halbes Jahrhundert alt und gewöhnlich so komponiert, dass es eine Sonate für Klavier mit begleitender Violinstimme war. Mozart emanzipierte sie und schuf mit seinen Werken eine Duo-Form, in der sich die Instrumente auf Augenhöhe treffen. In diesem Geiste schrieb auch Beethoven seine Violinsonaten.
Er legte mit seinem Opus 12 zwei Sonaten vor, die keineswegs einem Zeitgeist huldigten. In diesen frühen Sonaten dominiert in den Ecksätzen das Klavier, brillant und voller konzertanter Energie. Und in den Mittelsätzen verdichtet sich alles melodiös, bringt reizvolle Dialoge zwischen den Instrumenten hervor. Von früheren Werken der Gattung unterscheiden sich die Sonaten durch den Einsatz von Synkopen sowie von eigenwilligen Modulationen und Rhythmen. Die schockierte Reaktion des Publikums spiegelt sich in einer Rezension wider: »Es ist unleugbar, Herr von Beethoven geht einen eigenen Gang: aber was ist das für ein bizarrer, mühseliger Gang! [...]«, bemerkte etwa die Allgemeine musikalische Zeitung 1799. Dem hielt Robert Schumann 1836 in der Neuen Zeitschrift für Musik entgegen: »Ja wohl, im Gang der Natur liegt's und in der Natur der Dinge. Siebenunddreißig Jahre vergingen einstweilen: wie eine Himmelssonnenblume hat sich der Name Beethoven entfaltet, während der Rezensent in einem Dachstübchen zur stumpfen Nessel zusammenschrumpft.«
25.06.2020 - *** ABGESAGT *** Martha Argerich und Maria João Pires
Martha Argerich, Maria João Pires, Tedi Papavrami