Ludwig van Beethovens Siebte ist – wenn es so etwas denn gibt – politische Musik. Er begann mit der Arbeit 1811 und stellte ihr bei der Uraufführung im Dezember 1813 in Wien unter seiner eigenen Leitung sein Orchesterwerk »Wellingtons Sieg« an die Seite, in dem er Großbritanniens Sieg über Napoleon in Form einer Paraphrase der britischen Hymne »God save the King« feierte. Auch die Symphonie selbst strotzt vor Jubel und quasi-militärischen Rhythmen. Ein damaliger Kritiker zählte die Doppeluraufführung »zu den denkwürdigsten Tagen in der Kunstgeschichte Österreichs«, und Richard Wagner sprach später gar von einer »Apotheose des Tanzes«. Einzig das Allegretto, dessen thematische Basis schon 1806 entstand, sorgt für eine vorübergehende dunklere Atmosphäre.
Allerdings ist bezeichnend, dass eben dieses Allegretto schon in der Uraufführung wiederholt werden musste – das Publikum verlangte ausdrücklich danach. Es hatte »Wellingtons Sieg« bejubelt und erfreute sich nun auch an diesem eher tiefgründigen zweiten Satz. Der Komponist Louis Spohr, der bei der Uraufführung Violine spielte, berichtete von der eher mangelhaften Dirigierweise des fast tauben Beethoven. Doch diese verhinderte den Erfolg offenbar nicht.
Mitunter gelten Beethovens mit ungeraden Ziffern versehenen Symphonien ja als besonders gehaltvoll und beliebt. Womöglich hat zur Popularität dieser Siebten beige- tragen, dass Beethoven unabhängig von einem Auftraggeber agierte und sich zum Ende seiner mittleren Schaffensperiode von den vorigen, für den damaligen Geschmack mitunter etwas zu abenteuerlustigen kompositorischen Wegen verabschiedete.
04.12.2022 - Tanzendes Glück
Antrittskonzert der neuen Ersten Gastdirigentin! – Han-Na Chang, Mischa Maisky – Werke von Rossini, Schostakowitsch und Beethoven